Türkei und Bulgarien vom 14. Feburar bis 4. März 07
Route in der Türkei:
Sivas – Kayseri – Ürgüp – Zelvetal – Nevsehir – Derinkuyu – Aksary – Cihanbeyli – Kulu – Haymana – Polatli – Ayas – Nallihan – Sakarya – Sile – Istanbul – Edirne
Route in Bulgarien:
Haskovo – Plovdiv – Karlovo – Trojan – Botevgrad – Vraca – Sofia – Samukov – Dupnica – Blagoevgrad – Razlog – Goce Delcev - Kulata
Abstecher an die Schwarzmeerküste
Nach dem winterlichen Ostanatolien machen wir einen Abstecher an die Schwarzmeerküste. Hier erhoffen wir ein etwas milderes Klima und wenn möglich ein gemütliches Standplätzchen zum Verweilen.
Doch von Hoba bis Trabzon finden wir nicht EINE Möglichkeit, uns am Strand niederzulassen. Die hügelige, felsige Landschaft erstreckt sich meist steil bis ans Meer hinunter. Jede Bucht wird mit
Neubauten zubetoniert. Für die vierspurige Autostrasse, welche direkt am Meer entlang führt, wird aufwendig ein Streifen mit steinigem Untergrund aufgeschüttet. Nirgends gibt’s Ausstellplätze und
schon gar keinen ruhigen Platz zum Übernachten. Deshalb bleiben wir nicht lange hier und nehmen den Weg nach Kappadokien unter die Räder.
Unterwegs sehen wir immer wieder die grossen beigefarbenen Sivas-Hunde. Sie haben einen ausgezeichneten Charakter, sind gute Wächter und werden auch zum Hüten der Schafe und Ziegen eingesetzt.
Recht häufig treffen wir auf wilde oder halbwilde Hunde, manchmal auch ganze Rudel. An einem Übernachtungsplatz kommt uns ein, vermutlich an diesem See zurückgelassener, Hund entgegen. Er
begrüsst uns schwanzwedelnd und mit ihm eine miauende Katze. Beide sind ganz ausgehungert und streichen so lange um unser Auto, bis wir nicht anders können und dem hungrigen Duo zu fressen geben.
Der grosse Vierbeiner legt sich daraufhin bei eisiger Kälte die ganze Nacht vor unsere Eingangstüre und bewacht uns bestens (Foto 1 und 2).
Kappadokien
Kappadokien ist eine Region in Zentralanatolien, welche durch seine einzigartige Landschaft begeistert. Vulkanausbrüche und jahrmillionen lange Erosion haben hier die kegelförmigen Felsen
entstehen lassen. Verschieden Völker haben sich diese Felsen zu Nutzen gemacht, da es sich um sehr weiches Gestein handelt und somit leicht zu bearbeiten ist. Sie haben Höhlen heraus gemeisselt
und als Lagerraum für ihre Vorräte benutzt. Doch das war nur der Anfang. Sie haben die „Feenkamine“ (Foto 3), wie diese Kegelfelsen auch genannt werden, regelrecht ausgehöhlt und ihre Wohnungen
und Zufluchtsorte da hinein gebaut. In den 60-iger Jahren kam es in einigen Dörfern Kappadokiens zu Katastrophen, als Wohnfelsen infolge zu starker Aushöhlungen einstürzten und viele Menschen
lebendig begrub. Heute leben nur noch wenige Türken in den Höhlenwohnungen.
Wir wandern stundenlang in den weiss-, gelb- bis rotschimmernden Felsen herum und finden hinter einem unscheinbaren kleinen Höhleneingang eine noch gut erhalten Kirche. Dies sind für uns stets
die schönsten Momente, wenn wir auf eigene Faust losziehen und solch einzigartige Entdeckungen machen! (Foto 4, 5, 6, 7, 8)
Von der Schuhcreme bis 40m in den Untergrund
Diese Geschichte beginnt damit, dass wir in einem Laden nach einer Schuhcreme suchen und endet in einer unterirdischen Stadt Kappadokiens. Doch alles der Reihe nach:
Ein Kunde spricht uns in deutscher Sprache an, ob er uns bei der Auswahl der Schuhcreme behilflich sein könnte. Wir stellen fest, dass das von uns gesuchte Produkt in diesem Laden nicht
erhältlich ist. Der freundliche Herr sagt, dass wir doch in sein Büro nebenan kommen sollten, er werde uns den Weg zu einem grösseren Einkaufsladen aufzeichnen, wo wir die Schuhcreme finden
würden. Bei einem Tee in seinem Büro erzählt uns Metin Göksen von seiner Leidenschaft: den unterirdischen Höhlenstädten Kappadokiens! Im Februar 07 erschien das Buch mit dem Titel „Atatürks
Kinder“. Im Kapitel 12 erzählt Metin über die Entstehung der unterirdischen Städte und darüber, wie die verschiedenen Räume benutzt wurden. Wir hatten schon im Reiseführer über diese Höhlen
gelesen und durch die Begegnung mit dem Hobby-Archäologen, wurde unser Interesse dafür noch mehr geweckt. In Kappadokien gibt es an die hundert solcher unterirdischer Städte. Eine davon liegt in
Derinkuyu, welche wir uns Tags darauf ansehen. Wir steigen in ein unüberschaubares Labyrinth von Gängen und Räumen hinunter. Bis heute hat man acht Stockwerke bis in eine Tiefe von 40m
erschliessen können. Wer und wie in den unterirdischen Städte gelebt hat, ist noch wenig erforscht. Metin Göksen befasst sich seit über 30 Jahren intensiv mit Kappadokiens unterirdischen Städten.
Doch fehlen ihm die nötigen Mittel, um seine umfangreichen Theorien fundiert niederzuschreiben und aufzuzeichnen.
Uns hat das Höhlenlabyrinth beeindruckt und wir haben auf jeden Fall, dank der Begegnung mit Metin, trockene Füsse behalten und sind um ein unvergessliches Erlebnis reicher.
Böser Jungenstreich!
Während wir durch eine türkische Kleinstadt fahren, kommen uns auf dem Gesteig drei Jungs entgegen. Der eine winkt uns zu, während ein zweiter kurz auf den Boden greift. Und schon knallt es an
unserem Aufbau dumpf: Pafff! Eine Sekunde lang ungläubig und unsicher, ob der Junge nun wirklich einen Stein gegen unser Auto geworfen hat, zögern wir einen Augenblick. Dann hält Dänu den Toyo
an, vergewissert sich und tatsächlich haben wir eine Beule in der Türe! Wir wenden sofort und wollen die Jungs schnappen. Obwohl ich gesehen habe, dass die Jungs durch ein weisses Gartentor
weggerannt sind, konnten wir sie nicht mehr finden. Die Frau, welche vor dem Haus mit dem weissen Gartentor sass, wollte natürlich weder etwas gesehen noch gehört haben und sowieso wären es
bestimmt nicht ihre Jungs gewesen. In dem Gewirr von Seitensgässchen, Maurern und Zäunen haben wir leider keine Chance, die Übeltäter zu finden. Schade, hätten ihnen gerne die Leviten gelesen!
Westwärts über die türkische Grenze nach Bulgarien
Wir verlassen Kappadokien und fahren via Ankara nach Istanbul und weiter zur bulgarischen Grenze. Durch erneut abwechslungsreiche Landschaften erreichen wir die Grenze und verlassen nach über
zwei Monten die Türkei. (Foto 9, 10, 11)
Die Türkei haben wir überraschend vielfältig erlebt, sei es die abwechslungsreiche Landschaft oder die unterschiedliche Bevölkerung (West/Ost und Stadt/Land). Wahrscheinlich haben wir Land und
Leute zu dieser Jahreszeit von einer ahngenehmeren Seite kennen gelernt als so mancher Tourist im Sommer. Jeder Teil des weitläufigen Landes hat seinen Reiz und wir werden es in guter Erinnerung
behalten.
Auf der Landstrasse überholt uns ein VW-Bus mit berner Kennzeichen und hält etwas später am Strassenrand an. Evi und Markus sind seit zehn Monaten unterwegs und auf der Rückreise aus Indien (www.juker.li). Gemeinsam verbringen wir die nächsten Tage und haben uns viele interessante Reiseerlebnisse zu erzählen. Nach monatelanger Reisezeit zu Zweit verspürt mann/frau doch das Bedürfnis, sich mit anderen in seiner Muttersprache mal wieder so richtig austauschen zu können.
Autoknacker am Werk
Nach einem Stadtbummel in Plovdiv (Foto 12) stellen wir fest, dass sowohl an unserem Toyota wie auch am VW-Bus von Evi und Markus Autoknacker am Werk waren! Die Türschlösser sind mit einem
Schraubenzieher derart „bearbeitet“ worden, dass wir vorerst keine Türe mehr öffnen können. Während Evi und ich die Polizei und anschliessend einen „Profi zum Türe öffnen“ holen, legen unsere
Männer selbst Hand an. Beim VW können sie die Türen bald öffen, die Schlösser sind jedoch futsch! Auch unsere Türe beim Aufbau kann Dänu nach längerem Ausprobieren wieder öffnen. Sie lässt sich
sogar auch wieder einigermassen normal verriegeln. Nur in die Fahrerkabine des Toyotas kommen wir nicht rein. Der angebliche „Profi zum Türen öffnen“ benötigt eine geschlagene Stunde, bis er es
letztendlich nur mit brachialen Methoden schafft, die Beifahrertüre zu öffnen.
Die Polizei hat sich längst aus dem Staub gemacht. Es könnte ja sonst noch in Arbeit ausarten, wenn sie eventuell einen Rapport hätten schreiben müssen. Nachdem wir die Hilfsbereitschaft der
bulgarischen Polizei nicht gerade loben können, verzichten wir darauf nochmals zum Posten zu fahren, um vielleicht einen Rapport für unsere Versicherung zu bekommen. Es hätte wahrscheinlich ewig
gedauert ….!
Wir haben Glück im Unglück, dass die Autoknacker nicht ins Auto und den Aufbau rein gekommen sind. So hält sich der Schaden in Grenzen. Natürlich ist jetzt das Reisen umständlicher, weil wir den
Toyo nicht mehr abschliessen und alleine stehen lassen können bis wir die Ersatztürschlösser erhalten. Per UPS (Schnelltransportunternehmen) lassen wir diese ebenfalls nach Sofia schicken, wo wir
ja auch die Stossdämpfer abholen wollen.
Reparaturen am Toyota in Sofia
Der Versand der Stossdämpfer mit normaler Paketpost sollte 3 – 7 Tage dauern, doch haben wir schlussendlich 16 Tage darauf gewartet. Vermutlich ist das Paket am Zoll liegen geblieben. So müssen
wir zwangsläufig einige Tage rumtrödeln. Gerade noch rechtzeitig vor dem Wochenende können wir in Sofia unsere Ersatzteile abholen. Dank der freundlichen Hilfe der Angestellten der Firma Rheamp
(Webasto) finden wir bald eine Garage, wo die Stossdämpfer für umgerechnet SFr. 50.00 ausgewechselt werden. Ausgerechnet in diesem Stadtteil Sofias fällt der Strom für eineinhalb Stunden aus. Da
sie keinen Wagenheber haben, warten die Angestellten alle auf Strom, wodurch der Austausch der Stossdämpfer etwas länger dauert. Ansonsten klappt alles bestens. An dieser Stelle vielen Dank an
Res Böhlen, der uns die benötigten Ersatzteile prompt zugestellt hat. Dänu wechselt die Toyota-Türschlösser aus und tags darauf kann’s weiter gehen Richtung Griechenland.
Bei herrlichem Sonnenschein fahren wir entlang des Rila- und Piringebirges und geniessen unsere letzten Tage in Bulgarien.